Brustwarzenpiercing

Die im populären Standardwerk „Modern Primitives“ verbreitete Geschichte Doug Malloys, dass römische Soldaten, ihre Capes an einem Brustwarzenpiercing befestigt hätten, ist historisch nicht zu belegen und bei genauerer Überlegung – wie jeder Träger eines Nippelpiercings bestätigen kann – blanker Unsinn.

Man stelle sich vor, jemand reißt am Cape … autsch!

Allerdings waren im viktorianischen England schon einmal Brustwarzenpiercings en vogue gewesen. Zwischen 1890 und 1900 war es für die Lady von Welt ein Zeichen besonderen Modebewusstseins sich diskret beim Juwelier ihres Vertrauens „des anneaux de sein“ (Brustringe) stechen zu lassen und diese mit kostbarem Goldschmuck zu dekorieren.

Ansonsten hat dieses Piercing seinen Ursprung sicher in der SM-Szene Kaliforniens und Englands, wo es schon Jahrzehnte vor dem großen Piercingboom beliebt war.

Die Brustwarzen werden im Normalfall entweder horizontal oder vertikal gepierct.
Der Stich sollte am Ansatz der Brustwarze oder leicht durch die Areola (Brustwarzenhof) geführt werden.
Letzteres ist vor allem bei sehr kleinen oder nach innen gekehrten Brustwarzen nötig.

Beim Piercen der Nippel besteht übrigens keine Gefahr, dass wichtige Blutbahnen oder Nervenstränge
durchtrennt werden.
Der ziemlich intensive, aber sehr kurze Schmerz beim Stich wird versüßt durch eine gesteigerte
Berührungsempfindlichkeit, der gepiercten Brustwarze, die vor allem in den ersten Monaten sehr erotisch
sein kann. Manche „Herren der Schöpfung“ machen hier ganz neue Erfahrungen.

Die gepiercte Brustwarze verändert sich bei den meisten Menschen permanent, vergrößert sich ein wenig und ist in manchen Fällen konstant erigiert. Auf allzu heftige Spielchen damit sollte man aber, vor allem während der Abheilphase verzichten, damit diese nicht über die sonst üblichen zwei bis drei Monate hinaus verlängert wird.
Möchte man eine Brustwarze mehrfach piercen, bestehen die meisten Piercer darauf, dass das erste Piercing ausgeheilt ist, bevor sie ein zweites dahinter setzen.

Gerade an den Brustwarzen hat man viel Raum für individuelle Variationen bei der Schmuckwahl. Als Schmuck bieten sich – je nach persönlichem Geschmack – die übliche Ringe und Barbells an, von denen es ja alleine schon unendliche Varianten gibt. Durch das immer beliebtere Dehnen des Brustwarzenpiercings kann die Bandbreite noch um Tunnel oder Plugs erweitert werden. Vorsicht ist allerdings bei allzu ausladendem Schmuck mit vielen Ecken und Kanten geboten: Leicht kann man beim Entkleiden mit dem Hemd oder Pulli hängen bleiben und das Piercing herausreißen. Schmerzhaft, schmerzhaft!

Viele Frauen haben, bevor sie sich die Brustwarzen piercen lassen, vor allem einen Gedanken im Hinterkopf: Behindert mich das Brustwarzenpiercing, wenn ich einmal ein Kind stillen möchte? Die Antwort darauf ist nicht ganz einfach. In der weiblichen Brust befinden sich zwischen 12 und 25 Milchdrüsen, von denen jede ihren eigenen Milchgang zur Brustwarze besitzt. Selbst wenn einer oder mehrere dieser Milchgänge durch das Piercing unterbrochen werden, findet die Muttermilch immer noch ihren Weg.
Aber nur wenn das Piercing ohne Narben abheilt und dies setzt eine sorgfältige Pflege voraus. Problematisch kann es nur werden, wenn sich in einem verschlossenen Milchgang die Milch stauen würde. Dies könnte unter Umständen zu Entzündungen und schmerzhaften Abszessen führen.

Nach dem Abstillen muss die Frau also ganz sicher gehen, dass die Milchproduktion zur Gänze versiegt ist, bevor sie sich das Piercing anbringen lässt. Dass ein vielleicht schon vorhandenes Piercing zum Stillen herausgenommen werden muss, sollte mit Rücksicht auf den empfindlichen Gaumen des Babys eine Selbstverständlichkeit sein.
Wenn sich eine Frau zu einem Brustwarzenpiercing entschließt, sollte sie ganz besondere Vorsicht bei der Verheilung walten lassen, um überflüssige Vernarbungen und Entzündungen zu verhindern. Das Tragen eines zu eng sitzendenden BHs während der Heilungsphase ist dabei ein Risikofaktor. Ein BH, gar noch mit Nähten im Brustwarzenbereich, übt einen Druck aus, der minimiert werden sollte. Also: Möglichst einen bequemen BH tragen, und dahinein Kompressen oder Stilleinlagen als Schutz legen.

Der Einsatz eines Barbells anstelle eines Rings vermindert den auf den Wundkanal ausgeübten Druck erheblich! Während der Abheilphase ist es durchaus normal, dass Wundflüssigkeit aus der Brustwarze austritt, da diese sich den Weg durch durchstochene Milchgänge suchen kann.

Wer diese Tipps beachtet, hat mit Sicherheit ’ne Menge Spaß mit seinem Brustwarzenpiercing!

Wenn bei einer jungen Frau die Brust noch nicht ausgewachsen ist, wird sie bei uns nicht gepierct.