Zungenpiercing

Das Zungenpiercing gehört zu den harmlosesten und vor allem zu den am schnellsten verheilenden Piercings überhaupt.

Selbst der ewige Spitzenreiter Bauchnabelpiercing wurde von Platz 1 der „meistgewünschten Piercing“ durch das Zungenpiercing verdrängt.
Wenn man nicht zu der kleinen Minderheit gehört, die an viel zu langen Steckern permanent herum kauen und den Stift andauernd aus dem Mund schieben, um auch jedem zu zeigen, dass man ein Zungenpiercing hat, dann ist dieses Piercing eine sehr diskrete Sache.

Heute wählen viele Menschen gerade ein Zungenpiercing, weil es sehr diskret getragen werden kann und trotzdem viel Spaß verspricht.

Darüber hinaus hat mit Sicherheit auch die relative Schmerzfreiheit beim Stich, und die extrem rasche Abheilzeit zu die dieser Entwicklung geführt. Oftmals geht der Laie davon aus, dass ein Zungenpiercing mit einem sehr unangenehmen „Sich-auf-die-Zunge-beißen“ zu vergleichen sei, was nicht der Realität entspricht.

Eine Piercingnadel ist eben kein stumpfer Gegenstand, der das Gewebe einquetscht, sondern ist sehr scharf und spitz und gleitet in der Regel durch die weiche Schleimhaut der Zunge wie ein Messer durch warme Butter. Viele Kunden sind nach dem Stich überrascht, überhaupt nichts gespürt zu haben.

Dieses Piercing hat aber auch praktischen Wert beim Liebesspiel,, sieht trotzdem toll aus und ist auch für erotische Spiele durchaus nützlich (hierfür gibt es geeignete Aufsätze für die obere Verschlusskugel) Näheres dazu bitte selbst ausprobieren!

Alles in allem einer der angenehmsten Stiche. In jeder Beziehung!

Es verheilt fast immer schnell und problemlos in ein bis zwei Wochen. Unangenehm ist lediglich, dass die Zunge in den ersten 24 – 48 Stunden nach dem Stich stark anschwillt (manchmal bis auf die doppelte Größe), was das Essen und Sprechen empfindlich behindert. Dagegen kann man Eiswürfel lutschen.

Wegen der Schwellung ist es auch äußerst wichtig, einen Barbell von ausreichender Länge für den Ersteinsatz zu wählen, damit die Endkugeln nicht in die Wunde gezogen werden. Nach dem Abheilen sollte der Stab unbedingt gegen eine kürzere Version ausgetauscht werden, da sonst eine hohe Gefahr des Draufbeißens besteht. Außerdem kann sich durch den zu langen Hebel der Wundkanal ausweiten und wildes Fleisch wachsen.

Ringe sollten in keinem Fall eingesetzt werden.
Wichtig ist auch die richtige Platzierung des Zungenpiercings.

Entlang der Zunge laufen parallel zwei starke Blutgefäßpaare, die aber zumeist an der Zungenunterseite sehr gut sichtbar sind. Wird das Piercing mittig gesetzt, verringert sich die Gefahr, diese Gefäße zu treffen, was verheerende Folgen hätte.

Die Blutung einer perforierten Zungenarterie kann nur durch Veröden im Krankenhaus gestoppt werden.

Dass durch das Piercing der Geschmackssinn beeinflusst wird, ist übrigens Blödsinn, da mehr als genug Geschmacksknospen an der Zungenoberfläche vorhanden sind.

Der Stab sollte möglichst senkrecht an der natürlichen Beugestelle der Zunge eingesetzt werden, damit es bequem sitzt und du nicht darauf beißen kannst. Wenn das untere Zungenbändchen an der unteren Austrittsstelle im Weg ist, kommt man um eine leichte Anwinkelung nicht herum. Manche Piercer haben sehr gute Erfahrungen mit PTFE-Barbells in der Zunge gemacht. Das elastische weiche Material schont Zähne und Zahnfleisch und ist biegsam genug, um einen bequemen Sitz zu gewährleisten. Nach Abheilung kann der PTFE-Stab einfach mit der Schere abgeschnitten werden.
Zur Abheilzeit ist zu sagen, dass das Piercing nach circa zwei Wochen komplett verheilt ist, wobei die ersten Tage zu den unangenehmsten zählen. In 80% aller Fälle kommt es meist am Tag nach dem Einsatz für drei Tage zu einem extremen Anschwellen des Muskels, verbunden mit einer Art Muskelkatergefühl in der Zunge. Das Sprechen ist gestört und sollte dieser Zeit auf ein Minimum reduziert werden.

Danach wird es nur noch besser, d.h. nach drei bis vier Tagen schwillt die Zunge wieder ab. Gegen die Schwellung kann man wie oben schon erwähnt Eiswürfel lutschen oder Eiswasser trinken. Überhaupt ist die Nahrungsaufnahme in dieser Woche extrem erschwert.

Heiße, stark gewürzte und feste Speisen sind zu meiden. Leckereien wie gestampfte Kartoffeln und matschige Spaghetti werden in dieser Zeit zur Leib- und Magenspeise. Da die Speicheldrüse in der Abheilzeit eine nie geahnte Aktivität entfaltet, gleitet der Brei schön glitschig durch die Speiseröhre.

Witz beiseite: in der Abheilzeit kommt es in vielen Fällen zu einem Anschwellen der Speicheldrüse unter dem Kinn, was aber kein Anlas zur Beunruhigung ist. Es können auch Halsschmerzen auftreten als eine der ersten Immunreaktionen, bitte dann einen kalten Halswickel machen. Nach der Einnahme von Speisen und Getränken ist das intensive Spülen mit Wasserstoffperoxyd/oder Tee dringend anzuraten. Rauchen sollte unterlassen werden. Auch sollten 4 Wochen keinerlei Milchprodukte gegessen/getrunken werden, auch Zungenküsse und Oralverkehr meiden. Übertreiben sollte man es aber nicht, denn in der Mundflora befinden sich Enzyme und Peptide, die auf natürlichem Wege die Bakterien zerstören und somit Entzündungen verhindern.

Ein weiterer Nebeneffekt während der Abheilphase ist, dass die Geschmacksknospen an der Zungenspitze sensibler sind und ein kitzeliges oder brennendes Gefühl verbreiten – auch das gibt sich nach ein paar Tagen.

Ein Zungenpiercing wird generell so gesetzt, dass es zu keiner dauerhaften Sprachstörung kommen kann.

Wichtig ist, dass nach dem Abschwellen der lange Stecker gegen einen passenden, kurzen getauscht werden (circa nach 4 bis 5 Wochen). Der passende kurze Stecker verhindert, dass es zu einer Dehnung des Stichkanals kommt und der Kunde ständig, absichtlich oder nicht, auf seinem Schmuck herum beißt und gegen die vorderen Zähne stößt. Der Zahnschmelz – der natürliche Schutz der Zähne – wird dadurch angegriffen und im Extremfall brechen ganze Brocken raus.

Einige Zahnärzte warnen generell vor Zungenpiercings, da sie der Ansicht sind, dass das Metall den Zahnschmelz angreifen könne. Andere sehen das nicht so.

Die Gefahren eines Zungenpiercings bestehen zwar nicht in einer Gesichtslähmung oder dem Verlust des Geschmacksinns, sind aber in Form einer Wucherung von sogenanntem wildem Fleisch durchaus vorhanden. Diese Wucherung entsteht im Laufe des Abheilprozesses. Sie ist nicht schmerzhaft, sieht aber nicht gut aus.

Nach einer gewissen Zeit bildet sich das Gewebe normalerweise auch wieder zurück. Wer ungeduldig ist, kann sich das Gewebe auch wegschneiden oder wegätzen lassen. Eine sehr unangenehme Prozedur, und es ist auch nicht ausgeschlossen, dass es nachwächst. Die Wahrscheinlichkeit ist zwar sehr gering, aber über die Möglichkeit dieser Komplikation sollte man auf alle Fälle Bescheid wissen. Es gibt aber auch ein homöopathisches Medikament welches das wilde Fleisch wieder abbauen lässt.

Gesundheitliche Schäden die durch ein Piercing, ein Tattoo oder auch durch eine nicht notwendige Schönheit-OP entstanden sind werden von den gesetzlichen Krankenkassen nicht mehr übernommen.   Die Kosten der ärztlichen Behandlung sind seit dem 01.07.2008 ausschließlich eine Privatleistung. Der Arzt oder auch Krankenhäuser sind verpflichtet worden, Meldungen an die jeweilige Krankenkasse zu melden.